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90. Todestag – DIE LINKE. Kreisverband Bonn gedenkt Otto Renois

DIE LINKE, Kreisverband Bonn, gedachte am vergangenen Dienstag, 04. April 2023, Otto Renois anlässlich seines 90. Todestages.

Hierzu kamen Genoss*innen und externe Gäste um 17:00 Uhr an Renois‘ Grab auf dem Poppelsdorfer Friedhof zusammen. Schon fünf Jahre zuvor hatte der Bonner Kreisverband Renois an seinem Todestag gewürdigt.

Wie vor fünf Jahren wurde auch jetzt wieder ein Kranz an Renois‘ Grab niedergelegt - dies übernahmen Hendrik Schlüter sowie Andreas Darstar, Kreissprecher des Bonner Kreisvorstandes.
Der Kranz trug die Aufschrift  „Gedenken ist Würdigung und Verpflichtung zugleich.“ Unter diesem Zeichen stand auch die Gedenkrede, die im Anschluss Hendrik Schlüter hielt.

Im Mittelpunkt stand Otto Renois – aber nicht nur als das erste Opfer des NS in Bonn. Zunächst rückte Hendrik Schlüter das Engagement Renois‘ für soziale Gerechtigkeit in der Stadt Bonn in den Fokus. Auch auf Renois selbst sowie dessen Herkunft ging er gezielt ein.

Otto Renois – sein Lebensweg und sein Engagement

Otto Renois, der zunächst in dem brandenburgischen Provinzort Griesel (heute Polen) aufwächst, kommt ein Jahr nach Ende des Ersten Weltkrieges als Wandergeselle beziehungsweise gelernter Schreiner nach Beuel. Er lässt sich schließlich in Bonn nieder, legt seine Meisterprüfung als Modellschreiner ab und findet Anstellung in einer örtlichen Schreinerei. Hier ist er als Betriebsobmann tätig. Damit ist er gewählter Interessenvertreter der Belegschaft seines Betriebs. Ab 1929 vertritt Renois die KPD im Bonner Stadtrat, unter anderem im Wohlfahrtsausschuss. Angesichts der Wirtschaftskrise und des Mangels an existenziellen Dingen organisiert Renois Suppenküchen. Außerdem heiratet er und wird Vater eines Sohnes. Die kleine Familie Renois lebt später in einer Wohnung in Poppelsdorf. In der Nacht auf den 4. April 1933 dringen SS-Männer in die Wohnung ein, um Renois „festzunehmen“. Der KPD-Abgeordnete soll in „Schutzhaft“ überführt werden.

Der perfide Mord an Renois

„Schutzhaft“ – ein Begriff (das machte Hendrik Schlüter deutlich), der unmittelbar mit der NS-Propaganda verbunden ist. Denn er rechtfertigte nicht nur die unrechtmäßige Inhaftierung und Misshandlung zahlreicher Oppositioneller. Häufig wurden sogenannte „Fluchtversuche“ inszeniert, um die wehrlosen Oppositionellen „legal“ hinterrücks erschießen zu können. So auch im Falle Renois. Schlüter ordnete nicht nur die Termini „Schutzhaft“ und „Fluchtversuch“ ein, sondern bezog sich auch auf die gerichtliche und mediale Stellungnahme im Zuge des Mordes an Renois. So weicht die Presselandschaft in ihren Meldungen einen Tag nach dem Mord kaum von den O-Tönen der SS-Schergen ab. Auch das Sondergericht Köln vertuscht kurz darauf den Mord am KPD-Stadtverordneten.

Renois als heutiger Impulsgeber

Hendrik Schlüter hob nicht zuletzt Renois‘ Engagement gegen soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit hervor. Im Umkehrschluss seien genau diese prekären Situationen, auch in heutigen Krisenzeiten, mit den damit einhergehenden Ängsten und Sorgen innerhalb der Bevölkerung „das propagandistische Kapital“ der erstarkenden Rechten und Faschisten. Renois habe aufgezeigt: „Unsere Antwort auf die aktuellen Herausforderungen muss eine engagierte, eine demokratische und stets auch eine kapitalismuskritische sein.“
Dieses Engagement habe Renois wie kaum eine andere Persönlichkeit in der Region verkörpert.

Wie der vortragende Genosse seine Rede schloss, liegt es an uns, „die richtigen Schlüsse aus unserer Vergangenheit zu ziehen.“ Diese lauteten nach wie vor: „Nie wieder Krieg. Nie wieder Faschismus!“